Online-Veranstaltungsreihe: Warum es Startups aus der Gesundheitsbranche besonders schwer haben.
In den Laboren und in der täglichen Arbeit der Patientenversorgung entstehen viele interessante Ideen, die Diagnostik und Therapie verbessern oder Patienten bei der Bewältigung gesundheitlicher Probleme helfen können. Gründungsinteressierte junge Menschen, die ihre Ideen zunächst in kleinen Startups in Produkte umsetzen wollen, haben es im medizinischen Bereich jedoch besonders schwer. Medizinische Produkte, auch medizinische Apps, bedürfen spezieller Tests, und die Zulassung selbst einfacher technischer Produkte erfordert meist klinische Studien. Bis die Kosten für ein neues Produkt von den Krankenkassen erstattet werden, ist es ein langer und teurer Weg. Um die Erfolgschancen von Startups zu erhöhen, müssen die vielen Stolpersteine der medizinischen Produktentwicklung frühzeitig in den Fokus der täglichen Arbeit gerückt werden.
Die Tübinger Stiftung für Medizinische Innovation hat deshalb die sechsteilige Veranstaltungsreihe „Wie kommt das Neue in die Medizin?“ konzipiert, die die Herausforderungen für neue Ideen in der Gesundheitsbranche beleuchten und verbesserte Möglichkeiten für Gründungsinteressierte diskutieren soll. Am Ende sollen die wichtigsten Grundregeln für einen erfolgreichen Marktzugang herausgearbeitet werden.
Nach einer sehr erfolgreichen ersten Veranstaltung im Dezember 2020 mit mehr als 200 Teilnehmern werden diese Herausforderungen in einem zweiten Abend am 4. Februar 2021 in drei kurzen Impulsvorträgen von Prof. Dr. med. Thomas Gottwald (Startup-Gründer & CEO Ovesco Endoscopy AG), Prof. Dr. Ing. Thomas Bauernhansl (Institutsleiter Fraunhofer IPA sowie IFF der Universität Stuttgart) und Günther Steffen (Fondsmanager beim Zukunftsfond Heilbronn sowie Betreuer von Biotech- und Medtech-Unternehmen). Im Anschluss an die Vorträge diskutieren die Referenten mit folgenden Gästen in einem Roundtable-Format: Winfried Plötze (Landesgeschäftsführer Baden-Württemberg, BARMER), Prof. Stefan Laufer (Startup-Gründer, Leiter des Lehrstuhls Pharm./Med. Chemie, Tübinger Zentrum für Akademische Wirkstoffforschung, Fachbereich Pharmazie & Biochemie, EKUT), Dr. Timo Schmelzpfenning (Leiter des Fachbereichs Pharmazie & Biochemie, EKUT). Timo Schmelzpfenning (Prokurist und Leiter der Forschung & Entwicklung, SPORLASTIC GmbH), Prof. Dr. Ralf Kindervater (Geschäftsführer, BIOPRO Baden-Württemberg GmbH) und Prof. Dr. med. Eberhart Zrenner (Gemeinnützige Stiftung für medizinische Innovation). Abschließend werden zusätzlich individuelle Beratungsgespräche mit Branchen-/Industrieexperten zu spezifischen Fragen zu den 4C’s (Commercialization: Vertrieb im Gesundheitswesen planen, z.B. Erstattung durch Krankenkassen, Certification: Produkt und Unternehmen zulassen, Clinical Studies: Beweise für das Produkt erbringen, Copyright: Schutzrechte strategisch nutzen) wurden in separaten Online-Sessions angeboten.
Bereits in der Vorbesprechung wies Prof. Dr. med. Thomas Gottwald darauf hin, dass „eine risikoaverse Investorenszene auf der einen Seite und Managementdefizite auf der anderen Seite zu den besonderen Herausforderungen von Startups gehören.“ Prof. Dr. Ing. Thomas Bauernhansl stellt fest, dass „die personalisierte Medizin neue Potenziale für Startups eröffnet, weil sich einerseits die Regulierung und andererseits die Value Proposition verändern werden.“ Günther Steffen betont, dass „Investitionen in medizinische Startups einen langen Atem, meist tiefe Taschen und gute Nerven brauchen. Laut Prof. Dr. Stefan Laufer haben es medizinisch-pharmazeutische Startups besonders schwer, weil hier die Wertesysteme in Akademie und Industrie oft diametral unterschiedlich sind.“ Dr. Timo Schmelzpfenning sieht „besondere Herausforderungen für medizinische Startups, weil hier spannende Innovationen auf einen stark regulierten Markt treffen.“ „Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Gesundheits-Apps zum Beispiel müssen einen nachweisbaren Nutzen haben und sollen die Versorgung verbessern. Der Weg zur sogenannten Regelversorgung ist steinig. Es gibt Gesetze und strenge Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Diese Anforderungen sollten bereits bei der Produktentwicklung berücksichtigt werden, sind aber nicht allen App-Entwicklern bewusst“, sagt Winfried Plötze, Regionalgeschäftsführer der BARMER in Baden-Württemberg.
Die Anmeldung und weitere Informationen finden Sie unter diesem Link.